Es ist verrückt, wie eine Massage innere Bilder in mir weckt.
Vielleicht doch nicht so verrückt, weil Bilder mein Beruf sind,
trotzdem, ich bin immer wieder so erstaunt und beschenkt.

Ganz gewiss hat es auch mit viel Vertrauen zu der Frau zu tun, die mich so einfühlsam massiert, wir kennen uns so langeund uns verbindet eine feine Freundschaft.

Als ich komme, weiß ich, wie bedürftig mein Rücken ist. Meistens spüre ich die Verhärtungen im Alltag nicht, weil so viel mit Geschäftigkeit überdeckt ist.


Aber am Tag vor der Massage strahlt der verspannte Rücken bis in den Kopf, unangenehm.
Umso mehr freue ich mich, als ich am nächsten Tag in dem behaglichen Massageraum sitze.

 

Ich mag diese behutsame Einleitung, alles ist sanft und langsam, so anders als die Welt draußen.

 

Und als die Hände meinen Rücken dann berühren, reise ich ganz schnell in eine eigene Welt.
Ich bin an einem großen Teich und sitze auf einer Hand, die ganz mit Tautropfen bedeckt ist.
Weil es Sommer ist und ganz warm, finde ich das herrlich erfrischend.
Die Hand ragt wie ein Steg über dem Wasser, das ganz friedlich daliegt.

Als die Hände meine ganz verspannte Schulterpartie links erreichen, denke ich an Steine, die sich jetzt herauslösen. Ich frage mich, ob die Steine nicht noch für etwas gut sein können, was könnte ich damit bauen. Der Gedanke ist eine Weile da, aber zwischendurch fühle ich mich einfach ganz leicht und genieße die Massage.
Als die rechte Rückenseite erreicht ist, habe ich zunächst ein wunderbares Gefühl von Wärme.
Und dann wieder die Steine, aber nun unterscheide ich sie.
Es gibt die Schwarzen, das auferlegte, die Pflichten, das abgeladene von anderen Menschen, die Steine, die ich nicht unbedingt freiwillig trage, die ich tragen muss oder die auf mich geworfen wurden, damit die andere Person sie los wird.
Und dann gibt es diese weißen runden Steine, sehr hübsch anzuschauen. Das sind die Dinge, die ich freiwillig tue, die mich mit Leidenschaft füllen, mit dem Wunsch zu helfen, zu ermutigen, etwas zu verändern.
Interessant ist, dass die schwarzen und weißen Steine die gleichen Schmerzen in meinem Rücken verursachen. Also müssen sie herunter.
Und nun sitze ich auf meinem Handsteg vor meinen schwarzen und weißen Steinstapeln und lasse die schwarzen nach und nach ins Wasser gleiten. Ich mag diesen blubberigen Plumps, den sie machen. Am Teichgrund sind die Steine den Fischen willkommen. Sie besiedeln sie, es wächst Seegras und Muscheln daran. Also ergeben sie doch einen Sinn, aber ganz unabhängig von mir.
Die weißen schaue ich mir an, den ein oder anderen Stein poliere ich glatt. Es wäre doch schön, wenn eine starke Hand von außen diese Steine so fest drückt, dass Diamanten daraus werden. Ich kann es nicht und belasse es beim Polieren und gebe die Steine dann vertrauensvoll in andere Hände, Gottes Hände.
Nun mag ich mich auch gar nicht mehr um Steine kümmern, sondern lasse auf „meiner“ Hand (tatsächlich ist es ja die wunderbar begabte Hand der tollen Person, die mich massiert) die Füße baumeln. Das mache ich solange, bis die Zeit auf wundersame Weise vorbei ist, irgendwie war es zeitlos.

 

Dieses innere Bild der Steine wird mir in Zukunft helfen, gleich wenn jemand mit einem schwarzen Stein zu mir kommt. Ich nehme ihn dann in meine Hand und nicht mehr auf meine Schulter und lasse ihn gleich auf den Teichgrund plumpsen. Sollen sich die Fische drum kümmern.

Danke Jutta!